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29. September 2021

Dr. Christoph Pies im Interview

Dr. Christoph Pies im Interview

Antonia Saleh

Portrait Christoph Pies
Portrait Christoph Pies
Portrait Christoph Pies

Über Dr. Christoph Pies

Dr. Christoph Pies absolvierte sein Medizinstudium in Bochum und Düsseldorf und machte anschließend eine Facharztausbildung im Bereich der Urologie. Nach seiner Niederlassung im Jahr 2004 arbeitete er 16 Jahre lang in seiner urologischen Praxis in Aachen.

Er ist Autor von vier Büchern und Host des Podcasts “Pinkelpause”, in dem er wöchentlich Einblicke in die Welt der Männergesundheit gibt.

Seine digitale Affinität zeigt sich auch durch seine Tätigkeit als “Freelancer”-Arzt in der Telemedizin. Dr. Christoph Pies ist nicht nur im Medical Board bei der Online-Apotheke Apomeds, sondern auch Medical Officer bei Prognoix, ein Startup, das sich mit digitalen Lösungen zur Männergesundheit befasst. Des Weiteren gründet Dr. Christoph Pies die Selbsthilfe-Plattform “Patienten wie wir”, welche die Vernetzung von Patienten fördert. Seit Oktober 2020 berät er Simpleprax durch seine langjährige Erfahrung im deutschen Gesundheitsmarkt.

Interview

Welche Rolle spielt die Digitalisierung deiner Meinung nach im Praxisalltag?

Derzeit spielt die Digitalisierung noch eine relativ geringe Rolle. Mein Eindruck ist, dass die Digitalisierung in anderen Lebensbereichen viel weiter fortgeschritten ist, während die Medizin noch hinterherhinkt. Dennoch bin ich fest davon überzeugt, dass die Zukunft der Medizin digital ist und wir uns ihr nicht weiter entziehen können.

Die Digitalisierung wird zur Standardpraxis werden. Es wird nicht mehr nötig sein, die Vorteile der Digitalisierung zu betonen; vielmehr wird es aus Gründen der Effektivität unerlässlich sein, die meisten Aspekte der Medizin digital abzuhandeln. Viele technische Neuerungen werden zunächst mit Skepsis betrachtet, und ihre Vorteile müssen begründet werden. Später werden sie zum Bestandteil des Alltags und sind aus der Welt nicht mehr wegzudenken. Dieser Schritt muss in der Medizin erst noch vollzogen werden.

Was können Startups, das die etablierten KMUs auf dem deutschen Markt im Gesundheitsbereich nicht können?

Ich glaube, dass ein Startup mit einer überschaubaren Anzahl von Mitarbeitern den Vorteil hat, sehr flexibel zu sein. Außerdem kann man sehr eng mit den Kunden zusammenarbeiten, und ich habe bei euch beobachtet, dass ihr sehr innovativ, kreativ und offen für neue Ideen seid. Das kann ein großes Unternehmen, das wie ein Tanker agiert und nicht so flexibel wie ein Startup manövrieren kann, nicht in der Form bieten.

Siehst du Hindernisse für die Verbreitung von digitalen Tools wie Simpleprax? Wie können diese überwunden werden?

Es gibt sicherlich Hindernisse. Der menschliche Faktor spielt in der Regel eine wichtige Rolle im Gesundheitswesen. Wir haben die Dinge schon immer so gemacht, warum sollten wir sie also jetzt ändern? Das ist das Hauptargument gegen Innovationen. Die Umsetzung von Innovationen ist immer eine Herausforderung, und sie benötigt Zeit. Das bedeutet zusätzliche Arbeit und Prozessänderungen. Motivation und ein gutes Team sind unerlässlich. Der menschliche Faktor ist immer der limitierende Faktor. Wenn ein Praxisteam die Vorteile erkennt, die sich daraus ergeben, wird es auch bereit sein, sich mit solchen Neuerungen auseinanderzusetzen.

Wo siehst du den Vorteil von Simpleprax im Praxisalltag?

Ich gebe euch ein Beispiel: Wenn man früher in ein Flugzeug gestiegen ist, hatten die meisten Passagiere einen Stapel Papiere dabei. Ausgedruckte Bordkarten, Dokumente vom Zielort, Versicherungsdokumente, Gesundheitspapiere, usw. Dann gab es eine lange Schlange zum Einchecken und Abgeben des Gepäcks usw. Das alles ist heute überflüssig. Alle Bordkarten, Impfbescheinigungen, Mietwagenpapiere, Reiseunterlagen usw. sind digital verfügbar. Man geht am Check-in vorbei, muss nicht mehr in der Schlange warten, hat seinen Koffer vorher beschriftet und gibt ihn einfach ab.

In der Arztpraxis wird es ähnlich sein. Das mühsame Ausfüllen von Dokumenten, der Abgleich von Medikamentenlisten des Hausarztes mit dem Krankenhausbericht usw. wird der Vergangenheit angehören, wenn Simpleprax in großem Maßstab eingeführt wird. Letztlich werden wir über viele Prozesse, die wir heute noch haben, nur noch müde lächeln.

Warum hast du dich dazu entschieden, Simpleprax zu unterstützen?

Vor allem, weil ich euch persönlich kenne und auch weil ich gespürt habe, wie motiviert und engagiert ihr seid, als wir das erste Mal über Simpleprax gesprochen haben. In diesem Moment habe ich gemerkt, dass da ein Feuer brennt, und ich wollte mich daran wärmen und auch meine Erfahrungen teilen. Es ist extrem spannend, diese Entwicklung von Anfang an mitzuerleben, und ich freue mich sehr, euch dabei zu unterstützen.

Wie genau unterstützt du das Team von Simpleprax?

Obwohl ich nicht aktiv zu dem Projekt beitrage, kann ich meine Erfahrungen als Nutzer weitergeben. Das ist auch ganz gut so, da ihr beide nicht aus dem medizinischen Bereich kommt. Aufgrund meiner Erfahrung als Arzt kann ich meine Meinung dazu geben, wie etwas umgesetzt werden sollte. Aus technischer Sicht kann ich nicht viel beitragen, aber ich kann eine Anwendungsperspektive bieten. Darüber hinaus kann ich mein Netzwerk einbringen. Was mir am Besten daran gefällt ist, dass wir auch voneinander lernen können.

Vielen Dank, Dr. Christoph Pies!

© 2023 Simpleprax. All rights reserved.

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